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MOBBING - EINE FOLGE DES NEUEN ZEITGEISTES? TEIL 1: WAS IST MOBBING ÜBERHAUPT?
Der unschöne Kampf um den Arbeitsplatz

Existenzangst verändert Menschen - die Tünche vom netten Miteinander blättert ab.

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IIm Team zu arbeiten, funktioniert nicht immer problemlos. Aber wie viel «versteckte Reibung» darf eigentlich sein?

von ALBERT HILTEBRAND

Das wirtschaftliche Umfeld hat sich drastisch verändert. Nach dem Swissairdebakel, dem Nie- dergang des Börsenhöhenflugs, massiven Re- strukturierungen, die selbst vor der als solide gel- tenden Banken- und Versicherungswelt nicht Halt gemacht haben, gingen in der Wirtschaft Tau- sende von Arbeitsstellen ersatzlos verloren. In der Informatik, wo früher ein permanenter Personal- mangel geherrscht hat, gibt es inzwischen massiv mehr Stellensuchende als verfügbare Stellen. Die- jenigen, die eine Stelle haben, schätzen sich glücklich und versuchen sie wenn möglich zu be- halten.

Vermehrt wird nach der Devise gelebt «Jeder ist sich selbst der Nächste». Werden Stellen abge-baut, soll es doch lieber die andern treffen. In der sich breit machenden Existenzangst blättert die Tünche vom netten Miteinander, der Fürsorglich- keit und des Anstandes ab. Ein übertriebenes Be- dürfnis nach Verwirklichung der Lebensansprüche, auch wenn es auf Kosten der Mitmenschen geht, heizt das Klima noch zusätzlich an. Unter dem Deckmantel der Wirtschaftskrise und vorgege- bener Sachzwänge, veränderter gesellschaftlicher Sitten, hat sich der Verhaltenskodex von Mitar- beiterinnen und Mitarbeitern, Vorgesetzten und Arbeitgebern negativ verändert. Die ist ein idealer Nährboden, auf dem Mobbing gedeihen kann. Doch was ist Mobbing?

Mobbing als Psychoterror am Arbeitsplatz be- schränkt sich nicht ausschliesslich auf die Ar- beitswelt. Es kann jede und jeden treffen. Mob- bing ist in der Schule unter den Schülern und Lehrkräften, in Vereinen, in der Nachbarschaft oder in der Familie anzutreffen. Jährlich werden dadurch Tausende von Menschen seelisch und körperlich krank, in extremen Fällen sehen diese als einzigen Ausweg nur noch die Selbsttötung. Die Geschädigten leiden nur zu oft noch lange Zeit nach Beendigung der Mobbingvorfälle an den Folgen ihres seelischen Traumas und sind nicht in der Lage ihren Beruf auszuüben.

Der Begriff Mobbing ist den meisten Menschen landläufig bekannt. Man kennt ihn vom Hören- sagen ohne jedoch konkret informiert zu sein. Das Wort Mobbing stammt aus dem englischen Sprachraum und kommt von: «to mob», was so- viel wie anpöbeln, schikanieren heisst.

Doch wann konkret spricht man von Mobbing? - Wenn die Mobbing- Handlungen systematisch, oft und wiederholt (ein- bis mehrmals pro Woche) auf- treten und sich über einen Zeitraum von mindes- tens einem halben Jahr erstrecken. Einmalige Vorfälle oder Konflikte zwischen etwa gleich star- ken Parteien werden nicht als Mobbing bezeich- net.

Was begünstigt das Ausbreiten von Mobbing? - In Unternehmen und Organisationen können viele Ursachen angeführt werden: Vorgesetzte nehmen ihre Führungsaufgabe nicht genügend oder gar nicht wahr, Aufgaben und Kompetenzen der Mit-arbeiter sind unzureichend definiert, Überschnei- dungen in Verantwortlichkeits- und Zuständig- keitsbereichen, extremer Arbeits- und Zeitdruck, Restrukturierungen mit Stellenab- bau werden an- gekündigt, ohne dass über längere Zeit kommuni- ziert wird, wen es konkret betrifft, Machtmiss- brauch, interne Machtkämpfe, extre-me Form von Wettbewerbskultur usw .

Im Privaten, mit den Nachbarn, im Verein, in der Schule sind die möglichen Ursachen: Rücksicht- losigkeit, Ausgrenzung von Einzelnen oder Min- derheiten aufgrund religiöser, kultureller oder her- kunftsbedingter Unterschiede, übertriebener Macht- und Führungsanspruch usw.

Generell kann festgestellt werden, dass ein Klima von allgemeiner Unzufriedenheit, Verunsicherung oder von permanenter Überbelastung ein idealer Nährboden für die Entstehung und Ausbreitung von Mobbing ist. Dies kann gravierende Folgen nicht nur für die Opfer, sondern auch für die Wirt- schaft haben.

Nach Berechnungen des Wirtschaftsmagazins «Cash» kostet der Psychoterror am Arbeitsplatz die Schweizer Wirtschaft jährlich über 4 Milliarden Franken. Die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind zunehmend weniger ansprechbar. Bei den Betroffenen nimmt die Belastbarkeit und die Arbeitsleistung sukzessive ab, ihre Handlun- gen werden immer emotionaler. Die Absenzen nehmen zu, bis die Personen letztendlich über längere Zeit krankgeschrieben sind und am Schluss kündigen oder gekündigt werden.

Die betroffenen Personen stehen unter Dauer- stress. Körper und Psyche reagieren mit Sympto- men wie hohem Blutdruck, Antriebslosigkeit, Häu- fung von Erkrankungen, schneller Ermüdung, Schlafstörungen, diverse Formen von depressiven Zuständen, innere Unruhe,
starkem Verlust des Selbstwertgefühls. Die gemobbten Personen füh- len sich auf die Dauer hilflos, unterlegen und der Situation ausgeliefert.

Wer mobbt denn eigentlich? - Mobber und Mob- berinnen sind Menschen, die eine Person oder eine Gruppe an ihrem Arbeitsplatz oder in ihrem Umfeld schikanieren, belästigen, beleidigen, ausgrenzen oder ihr demütigende Arbeitsaufga- ben zuweisen. Mobbing durch Vorgesetzte wird auch als Bossing bezeichnet.

Albert Hiltebrand - owi open way institute Winterthur

Bild: pd

Albert Hiltebrand Leiter des owi open way institute in Winterthur, ist Trainer für Wahrnehmung und Verhalten.

Tel. 052 233 97 27
www.open-way-institute.org

Wie kann sich Mobbing äussern? Die Han- dlungen bestehen aus Grenzüberschreitung und Machtmissbrauch. Einige Beispiele aus einer langen Liste von Mobbinghandlungen: Der/die Vorgesetzte schränkt die Möglichkeiten der Person ein, sich zu äussern; Sie werden ständig unterbrochen; Kollegen schränken Ihnen die Möglichkeiten ein, sich zu äussern; es werden Ihnen laufend Aufgaben unter Ihrem eigentlichen Können zugewiesen; Sie werden beim Vorgesetzten «angeschwärzt»; es werden Ihnen Arbeitsaufgaben gegeben, die Ihre Qualifikation übersteigen, um Sie zu diskreditieren; Sie werden von Sitzungen, Arbeitsessen oder ge- meinsamen Treffen ausgeschlossen; Anschreien oder lautes Schimpfen; ständige Kritik an der Arbeit oder am Privatleben; Telefonterror; E-Mail-Terror; mündliche oder schriftliche Drohungen; Kon-taktverweigerung durch abwertende Blicke und Gesten, durch Andeutungen, ohne dass man etwas direkt ausspricht; es werden Gerüchte verbreitet; Sie werden wie "Luft" behandelt usw.

Warten Sie nicht zu lange. Unternehmen Sie etwas gegen Mobbing. Was Sie tun können, lesen Sie in einem weiteren Artikel in diesem Stellenmarkt.

Dieser Artikel erschien am Samstag, 8. Oktober 2003 im folgenden Organ: Der Landbote, Winterthur, im Stellenmarkt